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Religion und Ethik

„Nun sag, wie hast du's mit der Religion?" (Johann Wolfgang von Goethe: Faust I., Vers 3415)

Religion ist ein besonderes Fach: Es ist zum einen ein im Grundgesetz verankertes ordentliches Lehrfach, zum anderen aber – wie der Theologe Paul Tillich es formulierte – „das, was uns unbe­dingt angeht“.  Das heißt, im Religionsunterricht geht es sowohl um fundierten Wissenserwerb, gemäß der gültigen Kerncurricula[1], als auch um existentielle Fragen, wie z. B. Hoffnungen, Schuld und Vergebung, Tod und Sterben. Es geht aber vor allem um die große Frage nach Gott und dem Sinn des Lebens.

Vor dem Hintergrund christlicher Traditionen werden dabei Toleranz, Mitmenschlichkeit und die Fähigkeit gefördert, Verantwortung in der persönlichen Lebenswelt zu übernehmen. Im Fach Reli­gion unterstützen wir die Schülerinnen und Schüler in ihrer Suche nach Identität und Orientierung in einer zunehmend komplexer werdenden Welt. Wir stärken sie in ihrer Individualität und befähi­gen sie dazu, in unserer Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen. Das geschieht nicht nur auf intellektueller Ebene, über die Beschäftigung mit Texten und Diskussionen. Dabei kommen unterschiedlichste Methoden zum Einsatz. Die Schülerin­nen und Schüler basteln, malen, werken, gestalten, singen, schauspielern, dichten, interpretie­ren Bilder, meditieren, halten Vorträge und vieles mehr. Damit möchten wir unter­schied­li­che Talente ansprechen und fördern, sowie immer neue Wege des Ausdrucks und der Reflexion aufzeigen.

Dazu dienen einerseits auch Exkursionen, beispielsweise ein kurzer Gang zum Jüdischen Friedhof, der Besuch einer Synagoge oder Moschee, ein Besuch des Bibelmuseums oder bei ProFamilia, und andererseits Projekte, wie zum Beispiel die fächerübergreifenden Projekte „Paradies“ in der 5. Klasse und E-Phase (Evangelische und Katholische Religion und Ethik) oder „Sexualisierte Gewalt“ in der Q2 (Evangelische und Katholische Religion). Dazu kommen Projekte zum Thema Festkreis und Bibel. Die Fachschaft Religion ist ebenso verantwortlich für den Schuljahresanfangs-gottesdienst der fünften Klassen wie, in Zusammenarbeit mit der Fachschaft Ethik, für den Pilgertag der gesamten Stufe Q4. Außerdem organisiert sie den Verkauf von fair gehandeltem Kaffee und Kuchen am Elternsprechtag zugunsten der Fastenaktion von Misereor, für den sich in jedem Jahr freiwillige Schülerinnen und Schüler finden.

 Grundlagen unseres Religionsunterrichts

  • Wir nehmen Kinder und Jugendliche in ihrer aktuellen Situation ernst und wir unterstützen sie dabei, ihre Lebenswelt zu gestalten und Konflikte gewaltfrei zu lösen.
  • Wir ermöglichen altersgemäße und aktuelle Zugänge zur christlich-biblischen Tradition.
  • Wir legen großen Wert auf eine ökumenische Grundhaltung und ein ökumenisches Miteinan­der der christlichen Konfessionen.
  • Wir pflegen eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Fachschaft Ethik.
  • Wir ermöglichen und leben Offenheit für andere Religionen und auch für nichtreligiöse Weltan­schauungen durch eine Sensibilisierung für den interreligiösen Dialog und Begegnung mit Menschen anderer Religionen und Weltanschauungen in unserer Gesellschaft, in unserer Schulgemeinschaft sowie im täglichen Miteinander.
  • Wir fördern die Sprach-, Toleranz- und Dialogfähigkeit, um zur Verständigung in der pluralen Gesellschaft beizutragen.
  • Wir leben und vermitteln einen verantwortungsvollen Umgang mit sich selbst, den anderen Menschen und der Erde als Schöpfung Gottes.

Ethik – ein Fach in Zeiten zunehmender Ungewissheiten

Jeder möchte ein guter Mensch sein, zumindest als ein solcher anerkannt. Kann man das lernen, so wie man lernt, die Schuhe zu binden oder den Zinseszins zu berechnen?

„Die Angst des Ethiklehrers vor der neunten Klasse“ ist ein kleines Buch, das schon im Titel das Paradoxe, das Unmögliche des Faches vor Augen führt. Kann man lehren, ein gutes Leben zu führen? Kann man lernen, richtig und falsch zu unterscheiden? Gilt dies nur für mich oder für alle? Hat jeder seine eigene Moral? Oder gilt sie für die ganze Menschheit? Ist das Gewissen ein guter Ratgeber? Ist Moral nur eine Empfindung, sei es der Freude oder der Empörung? Ist sie ein Betrug am Leben, wie Nietzsche meint, oder ein Herrschaftsinstrument, mit dem man die Leute kleinhält? Ethik ist ein Fach, in dem eigentlich nur gefragt wird. Das scheinbar Sichere wird ungewiss, Der Zweifel soll seine produktive Kraft entfalten. Am Ende aber schauen wir - wie Brecht - betroffen, der Vorhang zu und alle Fragen offen. Als Zeugen rufen wir u.a. auf: Platon und Aristoteles, Kant und Bentham, Schopenhauer und Kierkegaard.

 

In unserer gesamten Arbeit zeigt sich, was die Grundlagen unseres Religionsunterrichts sind:

  • Wir kennen moralische Gefühle, die sich spontan einstellen, wenn wir ernsthaft beunruhigt werden.
  • Wir kennen moralische Urteile, die wir im Austausch mit anderen begründen müssen.
  • Wir kennen Sorgen, die den Blick in die Zukunft trüben.
  • Wir kennen die Reue, die den Blick auf die Vergangenheit beschwert.
  • Wir kennen das Glück des Augenblicks, das bereits verschwunden ist, wenn es uns bewusst wird.