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Pilgern Q4 03.04.2025

Alle Jahre wieder – ist die Q4 vor den Osterferien und damit an ihrem letzten Schultag zum Pilgern unterwegs. Dieses Jahr sind wir mit der Oberstufe das 10. Mal gelaufen. 😊

Was bedeutet „pilgern“ eigentlich? Ich schaue mal bei Wikipedia nach und finde das: 

Wortwörtlich ist der Pilger einer, der lateinisch „per agrum“, also von „über Land“, von jenseits des Ager Romanus kommt, wobei mit ager kein bebautes Feld gemeint ist, sondern das im Besitz befindliche, zur Civitas gehörige Land. Insofern ist „Fremdling“ eine angemessene Übersetzung des Begriffes. 

Vom Begriff „Pilger“ abgeleitet ist die in der österreichischen Umgangssprache abwertende Bezeichnung „Pülcher“, was „Gauner“, „Strolch“ oder „Betrüger“ bedeutet. Als etymologische Erklärung wird angegeben, dass manche Vagabunden, Zechpreller, Betrüger sich in Raststätten fälschlicherweise als Pilger ausgegeben hatten, und ohne die Zeche oder das Nächtigungsgeld zu bezahlen weiterzogen.

Nun sind unsere Schüler*innen der Q4 natürlich keine „Gauner“, „Strolche“ und „Betrüger“, auch keine „Fremdlinge“ im wortwörtlichen Sinn, denn die Pilgerstrecken, die wir gehen, liegen bei uns im Odenwald. 

Es ist der St. Jost Pilgerweg von Lichtenberg, Niedernhausen, hinauf auf den Kaiserturm, bergab durch Neunkirchen und Lützelbach um anschließend noch einmal hinauf zur Heuneburg zu klettern. Die meisten Schüler*innen des Jahrgangs wählen eine kürzere Wegvariante, beginnend in der Kirche Niedernhausen über die St. Jost-Kapelle hinauf zu den „12 Apostel“, vorbei am Mesbachsee nach Billings um in der Schneckenkapelle einzukehren. Zurück geht es dann auf direktem Weg nach Niedernhausen zur Kirche. Jeder darf sich seine Strecke auswählen: „Will oder kann ich nicht so lang laufen und lieber an manchen Stationen mentale Wegzehrung erhalten oder möchte ich durch das Auf und Ab eines längeren Weges mein inneres Gleichgewicht finden?“

Der Weg als Symbol: das Abitur steht vor der Tür, drei Jahre Oberstufe liegen zurück, drei Jahre des Auf und Ab, der Erfolge und Niederlagen, Freud und Leid. Anspannung und Aufregung bestimmen die mentale, bei manchen auch die körperliche Verfassung. Auch beim Pilgern geht es auf und ab, aber es ist eine Zeit der inneren Einkehr, der Gemeinschaft, oft auch des Zurückschauens, manchmal des nach vorn Schauens. Das gemeinsame Laufen oder die Impulse an den Stationen regen an, die Anspannung etwas abzumildern und den Blick zu weiten, dem eigenen Tun und Unterwegssein einen Rahmen und eine Bedeutung zu geben. Symbolisch steht hierfür ein Stein, der auf der einen Streckenvariante „abgeladen“ oder aber „sicher verwahrt“ werden kann. Symbolisch stehen aber auch die reichlich 20 Kilometer der anderen Streckenvariante, auf der Vieles am Wegrand zurückbleibt und/oder mitgenommen wird. 

Dieses Jahr haben uns Annette Liebel-Kappes und zum wiederholten Mal Martin Keller begleitet. Wir möchten uns bei Euch bedanken! 

Das Pilgern steht im Schulprogramm, weil die Schüler*innen gerade jetzt kurz vor den Abiturprüfungen noch Raum und Zeit für sich bekommen dürfen: Steine können abgeladen werden, im Laufen wird man für eine gewisse Zeit frei und kann weiterziehen – und das natürlich nicht als Zechpreller, sondern Abiturient und Abiturientin, die in Kürze die Schule verlassen und ihren Weg weitergehen….

Dagmar Ast und Sophia Brand